Nachdem der alte Brauch des Lindentanzes im 19. Jahrhundert in Vergessenheit geraten war, führte ihn der damalige Turnverein 1919 wieder ein: Am 16. Juni 1919 fand wieder ein Lindentanz unter großer Anteilnahme der Hendsemer statt. Der Kerwesonntag fiel in diesem Jahr wieder auf einen 16. Juni, so dass der TSV, der den Brauch seither pflegt, zu Recht das 100-jährige Jubiläums des Lindentanzes unter seiner Regie feiern konnte. Die Organisatoren hatten sich Einiges einfallen lassen, so dass es rundum nur positive Rückmeldungen gab.
Manfred Schückler, der 1. Vorsitzende des TSV, begrüßte die zahlreichen Zuschauer, die den Lindenplatz ähnlich wie auf den historischen Bildern füllten. Er würdigte die Protagonisten der vergangenen Jahrzehnte und bedankte sich bei den Partnern, ohne die der Lindentanz nicht durchgeführt werden kann. Seit vielen Jahren sorgt der Orchesterverein für die notwendige Musik.
Ein besonderer Dank galt dem Schäfer Herbert Klemm, der seit nunmehr 22 Jahren mit seinen Hammeln teilnimmt und der das Jubiläum zum Anlass nimmt, um in den „Lindentanz-Ruhestand“ zu gehen. Lindentanz-Organisatorin Ria Schölch überreichte ihm einen Bildband als Erinnerung an seine Auftritte.
Zur Feier des Tages leiteten Böllerschüsse den traditionellen Ablauf ein.
Kerweschlackel Johannes Laule konnte wieder durch seine launige „Kerweredd“ begeistern. Im vergangenen Jahr hatte er dazu aufgerufen, doch den „Neiemern“ ein Wappen zu schaffen, da sie bisher keines haben. Ein besonderes Highlight war die Vorstellung von fünf Vorschlägen, die er anschließend per Akklamation zur Wahl stellte. Der von Markus Mathes eingereichte Vorschlag war dabei der eindeutige Sieger. Offen ist noch, wie man den Neuenheimern „ihr“ Wappen übergeben wird.
Beim Tanz um die Linde züngelte dann wie in historischen Zeiten eine Zündschnur die Linde empor. Die Paare – auch der verletzte Ille – mussten sich neun Minuten lang gedulden, ehe der Böllerschuss Christina Link und Ludwig „Ludde“ Hornig zum „scheenste Paar vun Hendesse“ kürte. Sie durften dann auch in der Tiefburg das Bierfass anstechen, das der Stadteilverein und die Heidelberger Brauerei zum Jubiläum spendiert hatten.
Besonderes Interesse fand auch die Fotoausstellung, die der TSV am Kerwesonntag und –montag im Carl-Rottmann-Saal präsentierte. Dorthin hatte er am Montag auch die ehemaligen Kerweborscht und Lindentänzer eingeladen, um über die alten Zeiten zu sprechen.
Die Bilder stammen von Simone Saggau, Ingrid Hofmann und Manfred Schückler.